Von Brisbane in die Blauen Berge

P1110927Um ehrlich zu sein, bin ich mit gemischten Gefühlen zurück nach Australien geflogen. Ist es doch das Land, in dem ich vor einem halben Jahr gescheitert bin. Ich wäre total zufrieden nach der tollen Neuseeland-Tour nach Hause gefahren, aber Keith hat mich sehr herzlich nach Brisbane eingeladen und das war Motivation genug.

Und es war ein verdammt guter Start für den 2. Teil der Australien-Solotour.
Ich bin nirgendwo herzlicher aufgenommen worden , habe selten so viel gelacht und selten so wunderbare Kids (beide lernen übrigens Deutsch) kennengelernt (Hey, Izi and Holly, that’s for you! 🙂 )

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Boys just wanna have fun! 🙂 copyright: Paul

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Wer macht hier nur so ein Durcheinander????

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Mein neues Kaelbchen.

Ein neues Kälbchen war mit Keiths Hilfe auch schnell gefunden.
Es ist unglaublich, da lernt man jemanden kurz auf ein paar Bierchen Monate zuvor kennen und wird dann so unglaublich herzlich in die Familie eingeladen und aufgenommen. Wie schön kann Reisen sein, wünsche jedem Tramper und Angler dasselbe Glück wie mir hier beschert wurde. Keye, Izi, Holly und Keith – ich danke euch!

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Ein Python beim Sonnenbaden auf dem warmen Asphalt. Keine so gute Idee.

Dennoch kommt die Zeit des Abschieds unausweichlich und der ist ausgesprochen herzlich. Keith begleitet mich noch einen Tag, wir fahren in den Bald Rock NP. Der Abschied fällt schwer, wird aber hoffentlich nicht für immer sein.

Über Byron Bay, wo es sehr nett, aber mir deutlich zu voll ist, geht es in den Dorrigo NP, wo der kauzige Bill eine Art Campingplatz betreibt. Liebenswerter Ort.
Tingel den nächsten Tag zurück zur Küste, ohne festes Ziel, lasse mich treiben, möglichst nahe am Wasser entlang.
Während eines Tankstopps frage ich den Tankwart, ob es eine küstennahe Strecke Richtung Port Macquarie gäbe. Er versicherte mir, dass es eine leicht zu fahrende Schotterpiste entlang des Wassers gäbe, man müsse nur vor dem ersten Hügel links abbiegen. Nun, was ist ein Hügel? Nach der ersten Anhöhe befrage ich das GPS und selbiges zeigt mir einen Weg in Nähe von Wasser, sprich entlang der Küste. Und wie angekündigt, tat sich eine gut zu befahrene Schotterpiste vor mir auf. Nach 13km stand an einer mehrfachen Abbiegung das Schild „Track Closed!“. Naja, mit gutem Willen hätte man das auf meine Abzweigung beziehen können, aber wenn man soooo weit gefahren ist, will man ja auch nicht wieder umdrehen und andererseits will man ja wissen, wie es weiter geht. Die Signale, die mir die einzigen entgegenkommenden Fahrer gaben, wusste ich auch nicht so recht zu deuten – der eine schüttelte ungläubig den Kopf, der freakige Alte hob enthusiastisch den Daumen. Ich vertraute weiterhin dem Tankwart, der sagte, es sei einfach zu befahren. Was sich dann allerdings vor mir auftat, war mit des Tankwarts Kleinwagen nicht mehr kompatibel, sondern große GS-Spielwiese: Stark korrodierte Piste, Matsch, tiefe Wasserlöcher. Der reinste Spaß, auch wenn eigentlich die richtige Bereifung fehlte und zu viel Gepäck auf dem Motorrad war. Egal.

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GS-Spielplatz 🙂

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Immer noch Spielplatz, Stollenreifen wären jetzt aber nicht schlecht…

Was dann allerdings kam, war wohl das härteste, was ich jemals unter den Rädern hatte: 6,4km Tiefsand. Die reinste Plackerei, 1. Gang, das Kälbchen mit 5000-7000 Umdrehungen/Minute und gezogener Kupplung gequält, teilweise mitgepaddelt um Gewicht vom Bock zu nehmen. Nur vorwärts kommen, nicht einbuddeln, wie einst Silke im Grand Sand Dunes NP.

Silkes Kälbchen im Buddelkasten, Grand Sand Dunes NP, 2009

Da wäre ich im Leben alleine nicht mehr rausgekommen. Klatschnass und völlig am Ende war ich wohl noch nie so froh, wieder eine verdammt holprige, aber zumindest feste Schotterpiste unter den Rädern zu haben. Und ja, Muddi, wir Enduro-Fahrer brauchen das von Zeit zu Zeit, sonst würden wir ja Strassenmaschinen fahren. 😉

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…und hier bräuchte es auch einen trainierten Fahrer… Learning by doing…

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…das macht es nicht besser…

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Abfärbungen des Tanks, hatte ich so auch noch nicht…

Und um die Ehre des Tankwarts zu retten: Ich habe auf dem GPS gesehen, dass es eine Parallelstrecke gibt, entlang eines Flusses…
Jedenfalls sind erst einmal einigt Tage Ruhe in Harrington angesagt.

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Harrington abends um halb sechs.

P1110979 Gerhard Schroeder

Hol‘ mir mal ne Flasche Bier, sonst streik‘ ich hier…. (G. Schroeder)

Bei einem Strandspaziergang begleitet mich eine Schule Delfine, sonst habe ich den Strand für mich alleine. Frage mich, was da wohl noch alles in Strandnähe so rumschwimmt. Auf ein Bad verzichte ich lieber. Wie sagte noch der gute Bert Brecht: „Die im Lichte, die erkennt man, die im Dunkeln, sieht man nicht.“ Und Bullenhaie sollen hier regelmäßig zu Gast sein…

Und um bei Brecht zu bleiben: „Und der Haifisch, der hat Zaehne, und die trägt er im Gesicht…“

Für denjenigen, der die Umkehrung der Brecht’schen Methapher erklärt, steht ein Freibier zur Belohnung. 😉

P1110987 Ich fahr' Taxi...

Ich fahr‘ Taxi… (Insiderwitz, verstehen nur zwei andere Leute und einer davon spielt sogar im nächsten Jahr nur 2. Liga)

Über Cessnock ging es dann entlang der Putty Road in Richtung Sydney. Die Straße eine Sensation, habe wahrscheinlich in den ersten vier Monaten in Australien nicht so viele Biker gesehen wie hier auf den kurzen 224km. Oftmals auf dem Kamm führt die Putty Road Richtung Süden. Wunderschön zu fahren. Einladend war das Grey Gum Roadhouse für ein 2. Frühstück.

Ziel ist Vineyard, ein kleiner
Vorort von Sydney mit gutem Bahnschluss in die Stadt und gutem Internet Zugang. Und der ist heute wichtig, muss doch mein heiß geliebter SV Werder heute gewinnen, und es war eine gute Nacht, WIR bleiben drin. Feier laut, aber alleine, den Klassenerhalt.

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KLASSENERHALT!!!!! copyright M. Gruessing, glaub ich jedenfalls…

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Biker-Treff am Grey Gum Roadhouse

Mit dem Bummelzug geht es zu einer kurzen Inspektion Sydneys. Schön, das berühmte Opernhaus und die sensationelle Harbour Bridge zu sehen, aber mir ist es, obwohl es Sonntag ist, einfach zu viel Stadt. Fahre nach drei Stunden wieder zurück in meinen beschaulichen Vorort.

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Hyde Park in Sydney

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Opernhaus

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Harbour Bridge

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Kämpfen immer noch für ihre Rechte!

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Habour Bridge, Sydney

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Jack Dawson. ungewöhnliche Technik. Schaut unbedingt auf seine facebook Seite.

Für mich schöner und interessanter war die heutige Tour durch die Blue Mountains – sie waren von Anfang an auf meiner Liste und haben das Erwartete vollends eingelöst. Wunderschöne Straßen, wenn man von den Hauptwegen abfährt. Einfach schön.

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Three sisters, Blue Mountains NP

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Blauer Himmel in den Blue Mountains NP, wunderschön!!!

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Noisemaker mit aboriginal Kunst. Macht das Ding auch nicht leiser…

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Herbst in Australien.

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Dieses Mal habe ich es ernst genommen und bin umgedreht!

Morgen geht es weiter nach Canberra, der Hauptstadt Australiens. Mal sehen, von wo aus sich die Leute hier regieren lassen…

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4 Gedanken zu “Von Brisbane in die Blauen Berge

  1. Ich fahr‘ Taxi… (Insiderwitz, verstehen nur zwei andere Leute und einer davon spielt sogar im naechsten Jahr nur 2. Liga)

    Lang lebe das Geodreieck!

    Und wir werden DER BESCHTE ZWEITLIGAMEISCHTER ALLER ZEITEN!!!!!!!!!!!!!!!

    Liebe kennt keine Liga!

    Gruß zum Gerademaldrinbleiber!

  2. Du bist der beste Motorradfahrer, den ich kenne … Moment mal… wer fährt eigentlich noch … ?
    Die Harbour Bridge sieht wirklich beeindruckend aus!
    Und die Schlange auf der Straße ist auch cool. Da muss man ja sozusagen Schlangenlinien fahren.
    (Boa, der war gut!)
    (BOA! Na verstanden?!)
    Bis bald!!

  3. … und das Opernhaus ??!
    Danke für die schönen Bilder und Kommentare dazu.
    Liebe Grüße M.S.

  4. Sehr schön, mein Jung, und wunderbar aufbereitet für uns, die wir hier unter Tage malochen müssen!

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